Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Ukraine – Europa ist keine Ramschware

Catherine Ashton, der EU-Beauftragte für
Äußeres, eilt zu Recht der Ruf voraus, immer zum falschen Zeitpunkt
am richtigen Ort zu sein.

Jetzt war sie in Kiew, spät zwar, aber immerhin. Sie hat mit den
pro-europäischen und den pro-russischen Kräften gesprochen. Gemeinsam
mit ihren Beamten versucht sie zu vermitteln. Ganz nebenbei werden
die Repräsentanten Europas Spieler in einer Pokerrunde mit dem
russischen Präsidenten. Und diese Zockerei schadet in letzter
Konsequenz der europäischen Idee. Wenn Brüssel dem Locken Putins mit
einer Zollunion, an der sich die Ukraine beteiligen könnte, mit der
Erwiderung entgegentritt, man könne sich beim Weltwährungsfonds für
einen günstigen Kredit verwenden und auch sonst finanzielle
Erleichterung bescheren, wird die europäische Idee zur Ramschware.

Wir haben in Europa mit instabilen Mitgliedsstaaten wie Bulgarien
und Rumänien ausreichend Probleme, warum soll man die Sympathie für
die europäische Idee, für das Miteinander der Nationen noch mit Geld
schmackhaft machen? Das erinnert an die Scheckbuchpolitik gegenüber
Entwicklungsländern: Nur bei Wohlverhalten gibt es fette Euros.

Wer Europa liebt, den europäischen Gedanken lebt, braucht auch
keine finanziellen Köder.

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