Wenn Gesine Lötzsch nun den Bundesvorsitz der
Linkspartei abgibt und sich um ihren kranken Mann kümmern will, ist
das kein wirklicher Verlust für die politische Kultur in Berlin. Als
Bundestagsabgeordnete wird die frühere SED-Frau sicher weiterhin
aktiv die Verklärung von Kommunismus und DDR betreiben.
Der Verzicht von Frau Lötzsch offenbart die eklatante
Führungskrise der Linken. Seit die SED-Nachfolgepartei PDS und die –
erinnern Sie sich noch? – WASG („Wahlalternative Arbeit & soziale
Gerechtigkeit“) vor nicht einmal fünf Jahren zur Linken verschmolzen,
hapert es mit dem Spitzenpersonal.
Da sind die zwei brillanten Rhetoriker Oskar Lafontaine und Gregor
Gysi, die mit ihren Auftritten Säle füllen. Lafontaine profitiert
dabei von seiner schillernden Karriere als Finanzexperte in der SPD
und als saarländischer Ministerpräsident. Gysi weiß geschickt seine
Vergangenheit als Sprössling aus der DDR-Nomenklatura zu nutzen,
wendig und ohne seine marxistischen Ideale allesamt verraten zu
haben.
Doch nach Lafontaine und Gysi kommt erst einmal nicht viel. Da ist
Sahra Wagenknecht, die kluge und mysteriöse Ostberlinerin. Sie ist
mit Lafontaine privat verbandelt, was, laut Aussagen von ihnen
Nahestehenden, beiden sehr gut bekommt. Nur für die Partei ist das
nicht gut, denn hätten sie beide ein hohes Parteiamt inne, wären die
Vergleiche mit Erich und Margot Honecker zwar schief, aber
unvermeidlich.
So bleibt dieser Partei, die im Westen nur im Saarland reüssiert
und im Osten überdurchschnittlich erfolgreich ist, nichts anderes,
als dem eigenen Niedergang entgegenzusehen. Denn wenn die Gysis und
die Lafontaines in einigen Jahren aufs Altenteil gehen, wenn zudem
jene ostdeutschen Wähler weggestorben sein werden, die bis heute die
DDR verklären, dann gibt es für diese Partei keine Themen mehr. Von
sozialer Gerechtigkeit spricht heute auch die CDU immer öfter. Und
wer gegen die bestehenden Verhältnisse protestiert, geht zu den
Piraten.
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