Schwäbische Zeitung: Seehofer hält sich Optionen offen – Kommentar

Horst Seehofer ist in anhaltender Hochform: Nach
seinem Klartext-Interview zur Westfalen-Wahl gefällt sich der
CSU-Chef unverkennbar in der Rolle eines eigenständigen Akteurs auf
der großen Bühne der Bundespolitik. Und er flirtet auch mit der SPD,
um der Bürgerwut über Euro-Hilfsmilliarden zu begegnen.

Seehofers Kurs ist ausnahmsweise sonnenklar: Kompromisse, die
seine Wiederwahl in Bayern gefährden könnten, kommen nicht in die
Tüte. Deshalb wurde er blitzschnell mit der SPD handelseins in der
Forderung nach einer Finanztransaktionssteuer, die Banken und
Spekulanten mit in die Pflicht nehmen soll bei der Euro-Rettung. Der
CSU-Chef weiß, dass er da nicht nur die Stammtisch-Mehrheiten hinter
sich hat, sondern auch große Teile des bürgerlichen Lagers bis hinein
ins Stammpublikum der zögerlichen FDP.

Ebenso klar ist, dass Seehofer seinem SPD-Herausforderer Christian
Ude liebend gern den Vortritt lässt, wenn es um die Befürwortung des
Münchner Airport-Ausbaus geht. Der CSU-Chef ist zwar auch für dieses
Projekt, aber er verbreitet sehr geschickt die frohe Botschaft, dass
er die Bürger nie und nimmer zu ihrem Startbahn-Glück zwingen möchte.
So lange sie CSU wählen.

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