Schwäbische Zeitung: Wir drucken die Karikaturen nicht – Leitartikel

Es ist eine Provokation um der Provokation und
der Gewinnmaximierung willen. Ein billiger PR-Gag einer französischen
Satire-Zeitung, die nach Aufmerksamkeit heischt, die sie im normalen
Medienalltag nicht bekommt. Mit intellektuell verbrämten Witzen über
den Propheten Mohammed kann man seine Kassen klingeln lassen. Charlie
Hebdo pflegt diese Verkaufsstrategie seit Jahren. In dieser Woche
waren die Kioske sofort leer gekauft und 75000 Exemplare mussten
nachgedruckt werden.

Schon 2006 hatten die Franzosen dank der umstrittenen dänischen
Mohammed-Zeichnungen ihren Kontostand aufgebessert. 2011 wurden die
Redaktionsräume von Extremisten in Brand gesetzt, nachdem die
Zeitschrift die Scharia aufs Korn genommen hatte. Es scheint Spaß zu
machen, sich zum selbstlosen Kämpfer für das westliche Wertesystem zu
stilisieren, obwohl es nur um den schnöden Mammon geht. Die
Schwäbische Zeitung druckt diese Zeichnungen nicht.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das Recht auf freie
Meinungsäußerung steht nicht zur Disposition. Es geht auch nicht um
ein vermeintliches Einknicken gegenüber einem religiös-motivierten
Mob, wenn vor solchen Aktionen gewarnt wird. Es geht um
Verantwortung. Es geht darum, nicht noch mehr Aufruhr in einer
Weltregion zu schüren, die noch vor Kurzem als vermeintlicher Hort
junger Demokratien gefeiert wurde und die aufgrund ihrer
Bevölkerungsstruktur extrem instabil ist. Schon 2006 hat die
Schwäbische Zeitung die schlechten dänischen Zeichnungen nicht
verbreitet. Kriterien dafür waren journalistische und ethische
Grundwerte. Eine Zeitung, die sich der christlichen Kultur
verpflichtet sieht, respektiert andere Religionen, deren Symbole und
deren Bräuche. Vor allem achtet sie den Gottesglauben anderer Lehren.
Wir müssen diese nicht gut finden, doch wir müssen sie respektieren.
Respekt ist viel mehr als eine falsch verstandene Toleranz. Die
Entscheidung 2006 war richtig. Auch 2012 beteiligt sich diese Zeitung
nicht an Provokationen.

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