SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisiert Spiegel und Bild-Zeitung im Fall Sarrazin/Beirat soll Parteirefor

Im Fall Sarrazin hat der SPD-Vorsitzende Sigmar
Gabriel heftige Kritik an der Berichterstattung von Bild-Zeitung und
Spiegel geübt. In der SWR-Talkshow „2+Leif“ sagte Gabriel am
Montagabend: „Es ist schlimm, dass ein angeblich linksintellektuelles
Leitmedium wie “Der Spiegel“, um der Verkaufsförderung des Buches und
vermutlich auch der eigenen Auflage wegen, die problematischen Teile
des Buches gar nicht veröffentlicht, geschweige denn kommentiert
hat.“ Gabriel forderte Spiegel und Bild zur öffentlichen Selbstkritik
auf: „Von uns wird ja oft verlangt, dass wenn die Politik Fehler
gemacht hat, es sinnvoll sei, das öffentlich einzugestehen. Ich finde
das ist auch ein Anspruch, den man gegenüber solchen Medien haben
darf.“

Im SWR-Fernsehen nahm der SPD-Chef allerdings einige Medien
ausdrücklich von seiner Kritik aus: „Fairerweise muss man sagen: es
gab im ZDF, in der FAZ, in der ZEIT durchaus auch eine sehr frühe
kritische Auseinandersetzung damit.“

Gleichzeitig verteidigte Gabriel in „2+Leif“ das
Parteiausschlussverfahren gegen den früheren Berliner Finanzsenator
und Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin: „Sind wir eigentlich bereit
jedes Ressentiment und jede Debatte über Menschenbilder in der SPD zu
dulden? Meine Kritik an Thilo Sarrazin ist überhaupt nicht, dass er
sich kritisch über Integration äußert, da hat er in vielen Punkten
eine absolut zutreffende Beschreibung gegeben.“

Gabriel forderte im SWR dazu auf, das Buch Sarrazins genau zu
lesen. Das sei kein Buch über Integration, sondern „ein Buch über
oben und untern in der Gesellschaft und die Behauptung, dass unten
deshalb unten ist, weil die genetischen Potenziale für nichts anderes
ausreichen. Dann schlägt er vor, dass es wieder einen staatlichen
Eingriff geben soll, der entscheidet, welches Leben ist es wert, dass
es sich vermehrt und welches nicht. Er greift dabei auf
Bevölkerungstheorien zurück, die in Schweden dazu geführt haben, dass
60.000 Menschen sterilisiert wurden und die in ihrer absoluten
Perversion in Deutschland letztlich zu Euthanasie und Auschwitz
geführt haben.“

Gabriel bestätigte Informationen von „2+Leif“, wonach eine
Kommission ab Anfang Oktober den Prozess der Parteireform begleiten
soll. Das Gremium wird sich demnach erstmals am 6. Oktober in Berlin
treffen. Ziele der SPD-Reform sind unter anderen, die Partei zu
öffnen und die Mitglieder stärker zu beteiligen.

Die Nachricht wurde vorab nach der Aufzeichnung zur
Veröffentlichung freigegeben. „2+Leif“ wird am Montagabend um 23.00
Uhr im SWR Fernsehen ausgestrahlt.

Für Rückfragen:

Peter Bergmann SWR Fernsehen „2+Leif“ 0173/6168655