Stuttgarter Zeitung: EKD-Chef will keine arme Kirche

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in
Deutschland distanziert sich vom Leitbild einer armen Kirche, das
Papst Franziskus propagiert. „Wir müssen als Kirche nicht verarmen,
um an der Seite der Armen zu stehen“, sagte Nikolaus Schneider im
Interview mit der Stuttgarter Zeitung (Mittwochausgabe). Die Frage,
auf Besitz zu verzichten, stehe für die EKD derzeit nicht an. „Wir
horten keine Schätze, sondern wir setzen das uns anvertraute Geld
ein: für die Verkündigung, für die Bildung, für die Diakonie, für die
weltweite Ökumene.“

Der 66-Jährige beklagte zudem Unfairness in der Debatte über die
Kirchenfinanzen. Der Fall des Limburger Bischofs sei genutzt worden,
um dieses ganz andere Thema aufzugreifen. Schneider zeigte sich
besonders aufgebracht über die Forderung, die Leistungen des Staates
an die Kirche zu beenden: „Die Kirchen sind einmal enteignet worden.
Wenn jetzt diese Staatsleistungen einfach gestrichen würden, würden
die Kirchen ein zweites Mal enteignet“, sagte Schneider. Nach einer
aktuellen Übersicht der EKD belaufen sich die Ausgaben der
Evangelischen Kirche jährlich auf rund zehn Milliarden Euro. Rund
die Hälfte davon wird durch die Kirchensteuer erbracht.

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