Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Grüne/Göring-Eckardt

Der wirtschaftsnahe Kurs der Freiburgerin
Kerstin Andreae war vielen in der Grünen-Fraktion nicht geheuer.
Dabei wäre ein Gespann Hofreiter-Andreae die aufregendere Mischung
gewesen, ein echter Neuanfang. Eine Wahl Andreaes hätte der Union
signalisiert, dass die Grünen am Donnerstag nicht nur ernsthaft
Schwarz-Grün ausloten werden sondern liebend gern.

Die Kampfabstimmung zeigt, dass der Realo-Flügel zersplittert ist
und sich nicht einmal auf eine eigene Kandidatin einigen kann. Auf
der anderen Seite suchen die Grünen offensichtlich wieder ruhiges
Fahrwasser. Sie müssen für sich selbst klären, was sie wollen und wo
ihre Kernthemen außerhalb der Energiewende eigentlich liegen. Sind es
Nischenthemen wie Agrarwende oder Bürgerrechte? Solch eine
Selbstfindung geht vermutlich nur, wenn man nicht die gesamte Führung
austauscht. Es wird vermutlich harmonischer und besinnlicher bei den
Grünen. Das birgt aber auch Risiken. Mit gepflegter Langeweile können
sich erfolgreiche Regierungen vielleicht an der Macht halten – für
Oppositionsparteien ist sie tödlich.

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