Stuttgarter Zeitung: Kommentar zur Syrien/Flüchtlinge

Gerade in Wahlkämpfen stecken hinter
wohlklingenden Worten nicht immer edle Motive. Das zeigt der Streit
über die Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Die ersten 107 von zunächst
5000, die in Deutschland Unterschlupf erhalten sollen, sind
angekommen. Unterdessen ist eine Art Überbietungswettbewerb entbrannt
um die Frage, wie viele folgen sollen. Die demonstrative
Gutmenschlichkeit, die dabei zum Ausdruck kommt, folgt dem taktischen
Kalkül, vor dem Wähler als ganz besonders hilfsbereit zu erscheinen.
Solche Spielchen verbieten sich angesichts der Schicksale, um die es
geht.

Zu den Fakten: seit 2011 hat Deutschland bereits 18 000
syrische Asylbewerber aufgenommen. Die Bereitschaft, jetzt weiteren
5000 Obhut zu gewähren, findet in Europa leider wenig Nachahmung. Da
gibt es eine Reihe anderer Länder, die zunächst am Zug wären, bevor
das deutsche Kontingent aufgestockt werden muss. Zudem stellt sich
die Frage, ob es mit verstärkter finanzieller Hilfe nicht sinnvoller
wäre, den Bürgerkriegsflüchtlingen im Nahen Osten menschenwürdige
Asylmöglichkeiten zu gewähren. Auf längere Sicht wird sich
Deutschland aber weiteren Asylbegehren nicht verschließen können.

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