Südwest Presse: KOMMENTAR · BAYERN

Bilderbuchstart

Horst Seehofer kann nach dem Wahlsieg seiner CSU einen weiteren
stattlichen Erfolg vorweisen. Er hat zuerst die Landtagsfraktion und
jetzt das Kabinett mit den geringstmöglichen innerparteilichen
Reibungsverlusten neu aufgestellt. Das traditionelle Gerangel der
Landesbezirke vor solchen personellen Weichenstellungen war nach
außen kaum vernehmbar – allein das dokumentiert die Stärke des
CSU-Chefs und Ministerpräsidenten. Im Alleingang und in absoluter
Diskretion hat er die heikle Mission eines jeden neugewählten
Regierungschefs zügig bewältigt. Akzente setzt Seehofer dabei
durchaus. Ilse Aigner darf mit der Berufung zur
Vize-Ministerpräsidentin endgültig als seine Wunsch-Nachfolgerin
gelten. Die Mitbewerber jedoch, der ehrgeizige Markus Söder und die
umtriebige Christine Haderthauer, werden so respektabel bedient, dass
sie verpflichtet sind, gute Miene zu machen, wollen sie nicht ganz
aus dem Rennen sein. Und auch die als Justizministerin nicht ohne
Grund degradierte Beate Merk muss fein still schweigen – ihr Verbleib
im Kabinett war nicht selbstverständlich. Seehofer hat nach seinem
Bilderbuchstart in die neue Legislaturperiode nun den Rücken frei.
Das wird nicht nur der Opposition im Maximilianeum zu schaffen
machen. Auch Angela Merkel in Berlin darf sich mit ihrer neuen
Regierung noch intensiverer bayerischer Zuwendung und Einflussnahme
gewiss sein – jetzt erst recht.

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Ulrike Sosalla
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