Südwest Presse: KOMMENTAR · LINKSPARTEI

Stil von gestern

Es kann noch dicker kommen: Nach den schweren Niederlagen bei den
Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen steht
der Linkspartei jetzt aller Voraussicht nach ein veritabler
Machtkampf ins Haus. Oskar Lafontaine deutet seine Bereitschaft an,
die Parteiführung zu übernehmen. Die graue Eminenz von der Saar
stellt jedoch Bedingungen. Seinen Mitbewerber um den Parteivorsitz,
Dietmar Bartsch, will er da auf Augenhöhe aller Voraussicht nach
nicht sehen. Das dürfte die Spaltung der Partei vertiefen. Schon
jetzt verläuft ein Riss zwischen Ost- und Westverbänden, stehen sich
pragmatische Reformer und jene, die wie Lafontaine auf harte
Opposition setzen, in tiefem Misstrauen gegenüber. Das gesamtdeutsche
Projekt Linkspartei hat Schlagseite bekommen. Besserung ist vorerst
nicht in Sicht, auch wenn sich Lafontaine als Retter inszeniert. Mit
seiner Kandidatur werden Personaldebatten und Flügelkämpfe in
nächster Zukunft die Schlagzeilen bestimmen. Denn Lafontaine gefällt
sich im Polarisieren. Ein Mann des Ausgleichs ist er nicht. Den
jedoch bräuchte die Partei, wollte sie bei den Wählern mit Sacharbeit
verlorenes Terrain zurückgewinnen. Eine verunsicherte Partei wie die
Linke braucht Motivation und Einbindung. Divenhafte Alleingänge wie
sie Lafontaine eigen sind, schaden ihr. Sie sind der Politikstil von
gestern. Zukunftsfähig macht er die Linke nicht.

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Lothar Tolks
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