Südwest Presse: Kommentar zu Euro-Bonds

Am deutschen Wesen will Euroland nicht genesen. Das
jedenfalls steht in der Debatte um die Einführung der Euro-Bonds zu
befürchten. Tag für Tag wächst offenbar die Überzeugung, dass ohne
eine Solidarhaftung die Schulden der Gemeinschaft auf Dauer nicht
bewältigt werden können. Und Tag für Tag wächst der Druck auf Angela
Merkel, den Widerstand aufzugeben. Dass jedoch ein Kommissionschef
Barroso, der als portugiesischer Regierungschef einst selbst zur
Schuldenmalaise beigetragen hat, sich in Brüssel als vermeintlicher
Retter aufspielt, entbehrt nicht der Pikanterie – da spielt sich ein
Bock zum Gärtner auf. Die Kanzlerin tut trotzdem gut daran, weiter zu
mauern. Eine Schulden-Union ist nur vertretbar, wenn es auch eine
Union in der Steuer- und Geldpolitik gibt. Sonst ist dem deutschen
Michel weder zuzumuten, die Folgen der maroden griechischen
Finanzverwaltung mitzubezahlen noch die hohen Zinsen, die Griechen,
Spanier und Italiener als unsichere Schuldner aufbringen müssen. Erst
wenn Brüssel über Werkzeuge verfügt, die Fehlentwicklungen zu
reparieren, darf es Mithaftung für die Kosten übernehmen. Niemand
allerdings täusche sich über die Konsequenzen aus dieser Einsicht: Es
muss eine andere EU geschaffen werden als die bestehende. Das wird
nicht schnell gehen. Ob die Geduld der Investoren wie der dem
Spardiktat unterworfenen südeuropäischen Völker so lange reicht, ist
ungewiss.

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Lothar Tolks
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