Südwest Presse: Kommentar zu Krankenhaus-OP

Die Deutschen bewegen sich zu wenig – und der Körper
bekommt es zu spüren: Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten
Volksleiden, Bandscheibenprobleme sind ein Massenphänomen. Das ist
allerdings nicht erst seit ein paar Jahren der Fall und kann genauso
wenig allein als Erklärung für die Verdoppelung der
Wirbelsäuleneingriffe zwischen 2005 und 2010 herhalten wie die
Alterung der Gesellschaft und der medizinische Fortschritt. Der
Vorwurf der AOK, dass wirtschaftliche Interessen der Krankenhäuser
hinter der rapide steigenden OP-Zahl stecken, hat – bei allem
haushälterischen Eigeninteresse der Kassen – in einem inzwischen
weitgehend ökonomisch ausgerichteten Gesundheitssystem seine
Berechtigung. Zumal gerade bei Bandscheiben-OPs immer mehr die
medizinische Erkenntnis um sich greift, dass viele davon unnötig sind
und mit konservativen Methoden und einem Umdenken beim Patienten mehr
erreicht werden kann. Das passt nicht zu den Zahlen. Wenn nur in
Einzelfällen Gewinnstreben hinter einer OP steckt, ist das schon
haarsträubend genug. Doch haben medizinisch unnötige Schnibbeleien am
Körper System, ist das nicht nur beschämend für jeden Arzt, der sich
einmal dem Eid des Hippokrates verbunden gefühlt hat. Es ist darüber
hinaus ein ruinöser Angriff auf das Vertrauensverhältnis zwischen
Arzt und Patient. Und nicht zuletzt ein Angriff auf den Körper an
sich.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218