Was treibt Angela Merkel, sich an die Spitze der
Bewegung für eine Volksabstimmung über Stuttgart 21 zu setzen?
Zweifel an diesem heiß bekämpften Großprojekt? Lust am Untergang von
Schwarz-Gelb? Solidarität mit der SPD? Natürlich nichts von alledem.
Die Kanzlerin springt Stefan Mappus zur Seite, weil sie erkannt hat,
dass es für den Ministerpräsidenten und die CDU am 27. März 2011 ums
Ganze geht. Brodelt der Volkszorn über den Bahnhof nämlich noch ein
paar Monate weiter, könnte es eng werden für Merkels Parteifreund und
dessen Koalition. Da wirkt es sicher beruhigend auf die
Landesregierung, wenn aus Berlin das Signal kommt: Bleibt standhaft,
wir unterstützen euch. Allerdings muss man bei der Bundeskanzlerin
immer auch ein bisschen mehrdimensional mitdenken. Alle aktuellen
Umfragen und Analysen sprechen dafür, dass bei der Landtagswahl nicht
nur über Baden-Württemberg entschieden wird. Auch die
bundespolitische Großwetterlage beeinflusst das Meinungsklima im
Südwesten der Republik. Mit Rückenwind aus Berlin kann Mappus
mutmaßlich nicht rechnen. Also verknüpft die CDU-Chefin die Wahl mit
einem Votum über S 21, schon ist sie der Mitschuld an einer möglichen
Niederlage von Schwarz-Gelb ledig. Ganz schön schlau? Eher nicht.
Wenn Mappus stürzt, ist auch Merkel kaum zu halten. Da nützen noch so
raffinierte Ablenkungsmanöver nichts.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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