Kommentar zu NSA
Ausgabe vom 07.09.2013 Kommunikation im Internet ist nicht sicher
– selbst, wenn sie verschlüsselt ist. Das ist nicht neu. Ob ein Code
sicher ist, ist vor allem eine Frage der Rechenleistung, die
demjenigen zur Verfügung steht, der ihn knacken will. Wir dürfen
getrost davon ausgehen, dass dem US-Geheimdienst NSA dazu alles zur
Verfügung steht, was der Stand der Technik hergibt. Wäre es anders,
hätte der Dienst seinen Namen nicht verdient. So ist die Aufregung zu
einem guten Teil jener Blindheit geschuldet, mit der viele die
Möglichkeiten des Internet nutzen – vor allem, seit Google, Facebook,
Twitter, Amazon & Co. dazu verleiten, sich im Netz zu exhibieren. Was
den Skandal zum Skandal macht, ist deshalb weniger der Datenhunger
des Staates, sondern die Diskrepanz zwischen der zur Schau gestellten
Freiheitsphilosophie der USA und anderer führender westlicher Staaten
und ihrer eigenen Praxis. Daran wird sich in Zeiten, in denen
tatsächliche und vermeintliche Bedrohungen zum Treibsatz einer
zunehmend repressiven Innenpolitik geworden sind, nichts ändern. Da
mögen Offizielle der EU noch so sehr protestieren – für die USA ist
das allenfalls lästiges Gekläffe aus der alten Welt. Wobei die EU mit
Projekten wie der Vorratsdatenspeicherung ihren eigenen Teil zum
Angriff auf die Privatsphäre beiträgt. Deshalb muss jeder bei sich
selbst anfangen: Weniger preisgeben und auch bei der Internet-Nutzung
nachdenken, wann man in der realen Welt die Vorhänge zuziehen würde –
selbst wenn man nichts zu verbergen hat. Das schützt nebenbei vor dem
Missbrauch durch Private, die sich wohl mehr für jeden von uns
interessieren als irgendein Geheimdienst.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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