Südwest Presse: Kommentar zur FDP

Seit dem verheerenden Echo, das sein Dekadenzalarm
Anfang des Jahres ausgelöst hat und spätestens seit die Kanzlerin ihm
vor den Sommerferien die letzten Steuersenkungs-Flausen ausgetrieben
hat, übt sich der von Natur aus eigentlich redselige FDP-Chef
Westerwelle auffallend in innenpolitischer Schweigsamkeit. Die
Diskussion in seiner Partei angesichts weiter sinkender Umfragewerte
vermag er so nicht zu stoppen. Spätestens wenn sich nun sogar der
sonst notorisch querulante Kieler FDP-Matador Wolfgang Kubicki
aufschwingt, seinem wackelnden Vorsitzenden Flankenschutz zu
gewähren, müssen bei Westerwelle allerdings alle Alarmglocken läuten.
Wer Kubickis Hilfe braucht, muss schon tief im Schlamm stecken. Nach
Hessen stellen jetzt auch aus dem Saarland Liberale die
Vertrauensfrage. Das ist noch kein Anlass, einen breiten Aufstand
gegen den Vorsitzenden zu vermuten, solange die starken
Landesverbände wie Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg zu ihm
stehen. Doch ob die vier Regionalkonferenzen, die sich Westerwelle im
Herbst verordnet hat, ausreichen, um den Karren wieder flottzumachen?
Es spricht nicht für seine Souveränität, wenn er dabei die
Öffentlichkeit nur während seiner Ansprache zulassen, von der
Diskussion mit den Mitgliedern aber aussperren will. Wie kein Zweiter
steht Guido Westerwelle für den Aufstieg der FDP in den vergangenen
Jahren und nicht zuletzt bei der Bundestagswahl im Herbst 2009. Doch
seitdem hat er die latenten Zweifel an seiner Seriosität und
Solidität eher wieder verstärkt. Er ist längst nicht mehr so
unangefochten in seiner Partei wie vor einem Jahr.

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Lothar Tolks
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