Es war letztlich nur eine Frage der Zeit, bis George
Zimmerman wegen der Tötung des unbewaffneten Teenagers Trayvon Martin
verhaftet und angeklagt wird. Unter rein rechtlichen Gesichtspunkten
allein deswegen, weil eine unprovozierte Tat mit tödlichen Folgen
nicht ohne Konsequenzen bleiben darf. Gleichwohl stellt sich die
Frage, ob Zimmerman ohne den öffentlichen Aufschrei heute womöglich
noch ein freier Mann wäre. Schließlich wuchs täglich die Empörung
darüber, dass fast sieben Wochen verstrichen, ohne dass der
Todesschütze von der Polizei auch nur verhört wurde. So gesehen ist
es kaum verwunderlich, dass Schwarze sich wieder als Opfer von
Diskriminierung fühlen. Die Stereotypisierung eines
afro-amerikanischen Teenagers mit dunklem Kapuzenpullover könnte
nicht nur Martin das Leben gekostet haben. Sie mag zugleich der Grund
gewesen sein, warum Polizei und Staatsanwaltschaft so lange
zauderten: Dass ein „Typ“ wie Martin, selbst wenn er unbewaffnet war,
den Täter bedroht haben kann, mag für die weißen Ordnungshüter
nachvollziehbar gewesen sein. Es kann kein Zweifel darüber bestehen,
dass in der amerikanischen Justiz nach wie vor doppelte Maßstäbe
angewandt werden. Dass Schwarze und andere ethnische Minderheiten
frustriert sind und meinen, das System arbeite gegen sie, ist
verständlich. Zwischenzeitlich haben sich die Wogen ein wenig
geglättet. Nun darf man auf den Prozess gespannt sein. Käme es zu
einem Freispruch, ein durchaus denkbares Szenario, könnten sich die
Rassenspannungen in den USA auf einen neuen Höhepunkt hinbewegen.
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Lothar Tolks
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