Das Handy der Kanzlerin belauscht, Millionen von Daten
argloser Bürger abgeschöpft, einen Doppelagenten beim BND angeworben,
einen Maulwurf im Verteidigungsministerium platziert – die Amerikaner
treiben es wirklich toll mit uns Deutschen. Doch steht zu befürchten,
dass mit dieser Serie unfreundlicher Akte der US-Geheimdienste
gegenüber einem treuen Verbündeten das Maß längst noch nicht so voll
ist, wie es selbst Politiker der schwarz-roten Koalition jetzt
lauthals bejammern. Nein, wir müssen uns eingestehen, dass Washington
weltweit Spionage betreibt und dabei vor keinem Land Halt macht,
nicht einmal vor den innersten Machtzirkeln eng befreundeter Staaten.
Und dass die Bundesregierung herzlich wenig dagegen tun kann, selbst
wenn Bundespräsident Joachim Gauck meint, dass es nun wirklich reicht
– und damit zu verstehen gibt, dass er von US-Präsident Barack Obama
eine Entschuldigung, besser noch das Ende der skrupellosen Spitzelei
erwartet. Dass Angela Merkel „Deutschlands bestem Partner“
ausgerechnet in China die gelbe Karte gezeigt hat, muss Washington zu
denken geben. Die Bundeskanzlerin ist maßlos enttäuscht vom
Vertrauensbruch der Amerikaner, und dieses Gefühl teilt sie mit einer
großen Mehrheit der Deutschen. Darin liegt Zündstoff für das
bilaterale Verhältnis. Es wird daher Zeit, dass Angela Merkel dem
mächtigen Mann im Weißen Haus diese Botschaft persönlich überbringt.
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Ulrike Sosalla
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