Südwest Presse: Kommentar zur Ukraine

Wie immer stirbt in einem Krieg die Wahrheit zuerst –
und deshalb bleibt die Lage in der Ukraine weiterhin schwer
einschätzbar. Haben pro-russische Separatisten den Einsatz der
ukrainischen Spezialkräfte in Slawjansk provoziert oder will Kiew mit
seinem harten Einsatz ein Signal aussenden nach dem Motto „Wir sind
noch Herr der Lage“? Die Beantwortung dieser Frage ist zweitrangig.
Klar bleibt, dass die russische Seite jede weitere Eskalation in der
Ukraine mit Genugtuung beobachtet. Wladimir Putins Strategie der
Destabilisierung geht auf: Der Brandstifter aus Moskau kann in
Seelenruhe zuschauen, wie seine Politik der Provokationen den
gewünschten Effekt erzielt. Von Moskau gesteuerte prorussische
Milizen und wirtschaftlicher Druck wie die Erhöhung der Gaspreise
haben das Feuer entfacht, jetzt breitet es sich auch ohne Putins
Zutun zum Flächenbrand aus. Die russischen Truppen an der Grenze zur
Ukraine wirken dabei wie ein Brandbeschleuniger: Sie erhöhen die
Nervosität der Regierung in Kiew, verleiten sie zu überhasteten und
unkalkulierbaren Gegenreaktionen. Das Kalkül des russischen
Präsidenten: Die ukrainische Führung so weit zu diskreditieren, dass
der Rückhalt bei den westlichen Unterstützern schwindet. Die Toten
aus Slawjansk bringen Putin ein Stück näher ans Ziel. Ob dabei die
Wahrheit oder ein Mensch stirbt, ist dem starken Mann aus Moskau
gleichgültig.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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