Für die Reisebranche bedeuten diese Veränderungen , sich anpassen zu müssen. Viele Ziele werden aus dem Angebot herausgenommen, neue eingefügt. Interessenten wählen wie eh und je aus diesem veränderten Angebot. Dem Konsumenten unsichtbar bleiben Mehraufwand und Einbußen vieler Reisebüros ebenso wie eventuelle Vorteile anderer Veranstalter, die durch diese Veränderungen profitieren.
Wir von „SAILORAMA Segelreisen“ als kleine und flexible Segelreise-Veranstalter fallen plötzlich auf die Butterseite des Tourismus. Seit 3 Jahren bieten wir Familien-Segeltörns in europäischen Destinationen wie Kroatien, Griechenland und Spanien an, die sich hervorragend verkaufen – Tendenz steigernd.
Die Kundenpsychologie ist nachvollziehbar: Mittelstrecken-Reisen sind tabu. Einerseits will man sich und seiner Familie vielseitige und aufregende Urlaubserlebnisse garantieren, andererseits bieten die sicher erscheinenden europäischen Länder nicht die Abenteuerfülle, nach der man sucht. Wenn sich Segelreisen gezielt an Familienwünschen orientieren, verspricht diese Option eine neue Reiseerfahrung, die den Wunsch nach Abenteuer und das Sicherheitsbedürfnis vereint.
Aus ökomomischer Sicht bedeutet die Angst vor Terror nicht nur neue Chancen für die Reisebranche, sondern direkt und indirekt auch für die europäische Wirtschaft: Reisebudgets bleiben in der Union, Reisebüro-, Veranstalter-, Transfer- und Serviceleistungen werden in europäischem Raum erbracht.
Als sozial verantwortungsbewusster Veranstalter betrachten wir als nachteilig die damit verbundene gesellschaftliche Abschottung nach Außen und ein pauschalierendes Angstgefühl vor allem, was hinter den sicher erscheinenden Mauern der Union zu lauern scheint. Seit vielen Jahren führen wir von „SAILORAMA Segelreisen“ Segeltörns im „Dreiländereck“ Gibraltar (Spanien, Marokko, England) durch. Zunehmend erleben wir, dass in Kundenwahrnehmung das Mittelmeer nicht als verbindendes mare nostrum, sondern als Grenze wahrgenommen; dass Marokko als moslemisches Land pauschal als bedrohlich wahrgenommen wird; dass an der spanischen Costa del Sol die Augen gezielt verschlossen werden vor der leidvollen Lebenssituation illegaler Einwanderer, die von marginalen Gewinnen aus Straßenverkauf überleben.
So gehören wir einerseits zu den Gewinnern der sogenannten globalen Krise; andererseits darf Reisen auch heute noch bilden, vor allem im Individualtourismus; und darüber hinaus zur teils romantisierten, aber nichtsdestoweniger wünschenswerten „Völkerverständigung“ beitragen . Hilfreich wäre eine differenziertere mediale Berichterstattung über außereuropäische, speziell moslemische Länder einerseits, aber auf Konsumentenseite auch die Bereitschaft, in Reisen nicht nur ein zu konsumierendes Produkt, sondern eine Erfahrungs- und kulturelle Austauschmöglichkeit zu sehen. Denn nicht zuletzt durch Reiseerlebnisse wird nicht nur im touristischen Zielgebiet, sondern auch im Alltag zuhause eine differenziertere Wahrnehmung des allgemein irritierenden „Fremden“ gefördert.