Weitere Ursachen für Falschfahrten sind laut Hans-Ulrich Sander, Kfz-Experte und Sachverständiger bei TÜV Rheinland, eine unübersichtliche Fahrbahnführung in Baustellen und schlechte Beschilderungen an Auf- und Abfahrten. Vorbeugend wirken könnten daher große, eindeutige, gut sichtbare Schilder an Gefahrenpunkten wie Auf- und Abfahrten sowie an Raststätten. „In wieweit Warntafeln und Fahrbahnmarkierungen oder eine Kombination aus beidem dazu beitragen, Falschfahrten zu verhindern, wird derzeit in einem Pilotprojekt in Bayern getestet“, so Hans-Ulrich Sander. „Da Falschfahrer-Hinweise im Verkehrsfunk gesendet werden, sollte bei Autobahnfahrten immer das Radio oder das Traffic Programm eingeschaltet sein“, empfiehlt er. Wird ein Geisterfahrer gemeldet, sind Überholmanöver tabu. Vielmehr gilt es, den Fuß vom Gas zu nehmen, rechts zu fahren, einen Rastplatz anzusteuern oder die Autobahn an der nächsten Anschlussstelle zu verlassen.
Die realistische Einschätzung der eigenen Fahrtüchtigkeit hilft, unbeabsichtigte Falschfahrten zu vermeiden. Das gilt vor allem für Menschen, die aus beruflichen oder privaten Gründen extrem aufgewühlt sind und nicht abschalten können. „Wer regelmäßig Sorgen oder berufliche Aufgaben während der Fahrt wälzt, kann sich mit folgender Vorstellung helfen: Vor dem Einsteigen ins Auto werden die ablenkenden Gedanken in einer Kiste verstaut und erst am Ziel wieder ausgepackt. So bleibt der Kopf für eine sichere Fahrt frei“, so die Psychologin Susanne Eichelbaum.
Ein kleiner Anteil der Geisterfahrer fährt bewusst in der falschen Richtung auf die Autobahn auf. Für diese vorsätzlichen Taten gibt es zwei Ursachen: Mutproben oder Selbstmordabsichten. „Eine selbstmordgefährdete Person zu erkennen ist sehr schwer“, weiß die Psychologin. Sie rät Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen aufmerksam zu sein für deutliche Verhaltensveränderungen, die auf psychische Probleme hindeuten können. Auch empfiehlt sie, die Betroffenen auf die Veränderungen anzusprechen. Eichelbaum: „Äußert ein Freund oder eine Kollegin in einem Gespräch Selbstmordabsichten, ist es wichtig, aktiv Hilfe zu holen.“ Ansprechpartner seien der Hausarzt, Beratungsstellen, eine Mitarbeiterberatung oder ein Mitarbeitertelefon, wie sie Unternehmen beispielsweise in Zusammenarbeit mit TÜV Rheinland anbieten.