Die meisten HR-Fachleute haben das Potenzial von Gesamtvergütungsstrategien erkannt. Das zeigen die Zielformulierungen und die hohen Investitionen in diese Strategien. Dass die Ziele trotzdem nicht erreicht werden liegt laut dem „Total Rewards Survey“ vor allem an der fehlenden Verknüpfung mit den Unternehmenszielen (44%), der unzureichenden Qualitätskontrolle (63%) sowie daran, dass Mitarbeiterwünsche nicht abgefragt werden (72%). So gibt knapp die Hälfte der multinationalen Teilnehmer an, keine validen Daten zu den Präferenzen zu haben, geschweige denn zu verstehen, inwiefern und warum sich diese von Region zu Region zu unterscheiden. Ein weiteres Manko liegt nach der „Total Compensation“-Studie in der Kommunikation der Gesamtvergütung: Nur die Hälfte der Befragten hält diese für effektiv. „Das bedeutet, dass viele Mitarbeiter entweder nicht wissen oder nicht wirklich verstehen, was ihnen das Unternehmen bietet“, so Reiners. „Dass der positive Effekt auf Engagement und Motivation ausbleibt, ist kein Wunder.“
Qualifizierte Validierung der Präferenzen
Laut Reiners ist die Basis für den Erfolg der Gesamtvergütung neben der transparenten Information der Mitarbeiter die qualifizierte Validierung ihrer Präferenzen. „Mitarbeiterbe-fragungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, den aber nur knapp 40 Prozent der Unternehmen tatsächlich tun“, meint er. „Hier besteht noch viel Raum für Verbesserung – zumal auch das Design der Befragung eine entscheidende Rolle spielt.“ Mit der „Total Rewards Optimization“ hat Aon Hewitt ein Konzept entwickelt, das sich aus der Conjoint-Analyse im Marketing ableitet. „Basis ist eine vergleichende Fragestellung und die Beobachtung des Antwortverhaltens“, erläutert der Vergütungsspezialist. „Daraus leiten wir ab, welches Angebot bevorzugt wird und welche Auswirkungen es auf das Engagement hat. Anschließend stellen wir die Kosten gegenüber und erhalten quasi den Return on Investment der Gesamtvergütungsstrategie.“ Unternehmen gelänge es so, die finanziellen Mittel effektiv einzusetzen und das bestmögliche Paket für die Mitarbeiter anhand ihrer tatsächlichen Wünsche zu schnüren.
Kosten vor Präferenzen
Bisher stehen allerdings die Kosten bei der Entscheidungsfindung für die Gesamtvergütungsstrategie unangefochten auf Platz Eins. Mit 86 Prozent werden sie nach dem „Total Reward Surveys“ doppelt so oft als Faktor berücksichtigt wie die Präferenzen der Mitarbeiter (43 Prozent). „Das liegt vor allem daran, wie der Erfolg der Gesamtvergütungsstrategie gemessen wird“, so Reiners. 66 Prozent der Unternehmen ziehen dazu die Kosten oder Kostenveränderung heran, nur 33 Prozent die Mitarbeiterzufriedenheit. Mitarbeiterbeteiligung und das Verständnis für das Programm rangieren sogar noch darunter. „Viele Unternehmen werden sich das nicht mehr lange leisten können, wenn sie ihre Zukunftsfähigkeit erhalten wollen“, resümiert der Experte. „Unter den aktuellen Bedingungen – einer volatilen wirtschaftlichen Lage plus demografischem Wandel und War for Talent – darf keiner der Aspekte außer Acht gelassen werden. Ziel sollte die optimale Allokation der finanziellen Mittel im Sinne der Mitarbeiterzufriedenheit sein.“
Über die Studien
Für die Studie „Reward Fundamentals“ wurden 352 Unternehmen verschiedenster Größe und Branchen in Europa befragt, 91 davon aus Deutschland. Am „Total Rewards Survey“ nahmen 750 multinationale Unternehmen teil. Beide Umfragen wurden Ende 2011 durchgeführt, die jeweiligen Reports sind Teil der Aon Hewitt-App „HRevolution“ (iPad), die kostenlos im iTunes-Store bezogen werden kann.
Bildrechte: Aon Hewitt