WAZ: 13-Jähriger unter Dopingverdacht –
Traurige Wahrheit
– Kommentar von Dirk Graalma

Absicht, Dummheit oder Tragik? Diese Frage stellt
sich fast immer, wenn Sportler des Dopings überführt werden. Es ist
zum Glück zur Regel geworden, den abstrusesten Ausflüchten der
Betroffenen von manipulierter Zahnpasta oder dem Asthmamittel für den
Hund keinen Glauben mehr zu schenken. Doping ist die Geißel des
Hochleistungssports. Ganze Sportarten wie Radfahren oder
Leichtathletik funktionieren auf diesem Spitzenniveau nicht mehr ohne
leistungssteigernde Mittel. Aber dopen inzwischen auch 13- und
14-Jährige? Der Fall des jungen Schwimmers aus Gladbeck erinnert uns
daran, in was für einer Hochleistungswelt wir leben. Und das, obwohl
im vorliegenden Fall vieles eher für die tragische Variante spricht.
Der Junge habe den Hustensaft vertauscht, sagen die Betroffenen. Ob
das stimmt, weiß nur seine Familie. Es ist aber auch für die gesamte,
weit wichtigere Debatte unerheblich. Denn die traurige Wahrheit ist:
Doping ist auch im Jugendbereich verbreitet. Wie ist es um eine
Gesellschaft bestellt, in der Jugendliche, und schlimmer noch: deren
Eltern, meinen, einen Körper für bessere Leistungen ruinieren zu
müssen? Wenn wir schon Kinder auf Doping untersuchen müssen, haben
wir alle etwas falsch gemacht.

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