Der frühere Astronaut und heutige Raumfahrt-Forscher
Ulrich Walter warnt vor einem schnellen Ausstieg Deutschlands aus der
Atomkraft. Chancen und die Risiken müssten ehrlich abgewogen werden.
Walter glaubt, dass der Bau sicherer Anlagen möglich ist. „Wir bauen
gerade erst die zweite Generation von Kernkraftwerken. Diese
Technologie ist jung. Wir haben den Umgang mit ihr noch nicht ganz
gelernt. Es wird gutmütigere Kraftwerks-Typen geben. Leider wurden
solche Forschungsprojekte in Deutschland nach Tschernobyl gestoppt“,
sagte Walter den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe
(Donnerstagsasgabe). Kernenergie sei sauber, stehe Tag und Nacht zur
Verfügung und könne leicht der Nachfrage angepasst werden. „Wenn wir
die Endlagerung nicht auf der Erde durchführen können, dann müssen
wir den Atommüll zur Not ins Weltall schießen“, meint Walter.
Der Forscher sieht riesige Mentalitäts-Unterschiede zwischen
Europäern, US-Amerikanern und Japanern. „Europäer neigen zum
Gut-Böse-Schubladendenken. Bio ist gut, Kernkraft böse. Amerikaner
verstehen sich eher als Pioniere. Sie fragen nach den Chancen, wir
fragen nach den Gefahren.“ Ähnlich offen stünden die Japaner neuer
Technik gegenüber. Walter: „Sie wissen besser, dass alles zwei Seiten
hat. Mit einem Messer kann man töten oder einen Apfel schälen. Und
die Kernkraft erlaubt es uns, Bomben zu bauen oder sie für etwas
Sinnvolles einzusetzen.“
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