WAZ: Ausgebremst. Kommentar von Christopher Onkelbach

Der akademische Nachwuchs in Deutschland kommt im
europäischen Vergleich zu spät an die Hochschule und bleibt dort
meist zu lange. Dieser Befund brachte die Bildungspolitiker in
Bewegung: „Turbo-Abi“ nach nur zwölf Schuljahren, anschließend an der
Hochschule in nur drei Jahren den Bachelor-Abschluss bauen – und ab
auf den Arbeitsmarkt.

Doch wozu diese Hetze, wenn der bildungshungrige Nachwuchs
zunächst im Stau steht? Wer keine Spitzennoten im Abitur hat, muss
Warteschleifen vor dem Studienstart drehen. Pflichtseminare und
-praktika sind schnell ausgebucht und müssen ins nächste Semester
geschoben werden. Betreuung findet kaum statt. Ein Auslandssemester
ist quasi Pflicht. Und dann noch der Job. All das zieht die
Studiendauer in die Länge.

Und es wird wohl kaum besser werden. Nach neuen Prognosen bleibt
entgegen früheren Berechnungen die Zahl der Studienanfänger bis 2020
auf hohem Niveau. Nun fehlen Milliarden für den nötigen Ausbau der
Erstsemesterplätze. Wer aber die Jugend so antreibt, muss dafür Sorge
tragen, dass sie reibungslos studieren kann. Davon ist die Realität
zumeist leider weit entfernt.

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