Sicher haben fast alle Schwerverbrecher mal als böse
Buben angefangen. Eine kriminelle Karriere beginnt früh, und bei
manchem ahnt man schon im Kindesalter: Mit dem wird es bestimmt kein
gutes Ende nehmen.
Den schlechten Start ins Leben verantworten meist die Eltern. Was
ist da zu tun? Die Kinder in spezielle Heime schicken, mit
24-Stunden-Intensivbetreuung? Wer nicht so glücklich ist, an seiner
Seite liebende und fürsorgliche Eltern zu haben, ist dort
wahrscheinlich besser untergebracht als zu Hause. Der lernt
vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben Regeln kennen und Menschen,
die es gut mit ihm meinen. Anerkennung verdient auch der Gedanke des
nordrhein-westfälischen Innenministers, dass frühe Hilfe besser ist
als späte Härte.
Dennoch muss man die Pläne der Landesregierung kritisch
hinterfragen. Denn Kinder, die offensichtlich verwahrlosen, brauchen
zu allererst eine gute Familie und kein Heim, das sie sich mit
anderen auffälligen Jungs und Mädchen teilen. Investitionen direkt in
betreuende Familien, in „Profi-Eltern“, die sich in einem ganz
normalen Haushalt um Verhaltensauffällige kümmern, dürften sich am
Ende eher auszahlen.
Der Satz „Du kommst ins Heim“ war immer schon mehr Drohung als
Verheißung. Daran ändert auch die feinste Pädagogik nichts.
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