WAZ: Der Präsident und seine Orden. Kommentar von Achim Beer

Der Bundespräsident hat die Helfer der Katastrophe
von Duisburg geehrt. Sie haben Schreckliches gesehen und Großes
geleistet. Einige von ihnen bekamen dafür nun eine
Anerkennungsurkunde. Das ist gut, aber ist es noch gut genug?

Denn am selben Tag wurde eine Absprache aus den 90er-Jahren
bekannt: Sie besagt, dass den Bundestagsabgeordneten eine feste Zahl
von 30 Verdienstorden pro Legislaturperiode zusteht. Das ist
interessant. Denn in der selben Zeit schränkte das Bundespräsidialamt
die Gesamtzahl der Ehrungen recht drastisch um fast die Hälfte ein.
Da war wohl jemand der Ansicht, dass die Verdienste der Politik immer
größer geworden sind – im Vergleich zu dem, was der Rest des Landes
leistet.

Natürlich muss man die Verhältnisse zurecht rücken: Es geht um 30
Orden für Bundestagsabgeordnete in einem Zeitraum, in dem das
Bundespräsidialamt etwa 10 000 solcher Orden an Menschen
außerhalb des Parlaments vergibt.

Aber es ist nicht einzusehen, warum die Bundespräsidenten das
Parlament pauschal für auszeichnungswürdig halten und andere
Institutionen nicht. Oder gibt es vielleicht noch mehr solcher
Absprachen? Zumindest bekommen ja auch die Generalinspekteure der
Bundeswehr das Verdienstkreuz automatisch verliehen und die
Bundespräsidenten selber auch. Wie finden wir das eigentlich?

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de