Je lauter die internationale Staatengemeinschaft,
und mit ihr die Bundesregierung, davon spricht, bald einzelne
afghanische Provinzen in die Hände der dortigen Sicherheitsbehörden
zu übergeben, desto öfter stellt sich die grausame Wirklichkeit in
den Weg. Der Tod von zehn ausländischen Helfern, meist Ärzten, die
fahrlässig ungeschützt unterwegs waren, zeigt gnadenlos, wie es
tatsächlich um die Sicherheit in angeblich sicheren Landesteilen
bestellt ist. Mag die Tragödie auch nicht vollends aufgeklärt sein:
Für die Bundesregierung wird das öffentliche Argumentieren in punkto
Abzug der Bundeswehr nicht leichter.
Badakshan, jener in allen Belangen zurückliegende Flecken Erde im
Nordosten, in dem die christlich grundierten Helfer ermordet wurden,
gehört zu den (von den Deutschen „betreuten“) Provinzen, die bei
Außenminister Westerwelle und Verteidigungsminister zu Guttenberg
ganz oben auf der Liste stehen. Hier soll vielleicht schon Anfang
2011 demonstriert werden, dass der Aufbau von afghanischer Armee und
Polizei so weit vorangeschritten sei, dass sich die Deutschen guten
Gewissens zurückziehen können. Auch der schreckliche Tod der Ärzte
zeigt, dass dies nur eine innenpolitisch zweckgeleitete
Wunschvorstellung ist.
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