Gibt es eine kirchen-kritische Haltung in großen
Teilen der Bevölkerung? Ja. Rechtfertigt diese Stimmung Begriffe wie
„Phobie“ oder gar „Pogrom“? Sicher nicht. Kardinal Meisner und
Erzbischof Müller liegen mit ihrer Wortwahl völlig daneben. Dies
könnte man als das persönliche Problem dieser beiden Herren abtun –
wenn die Oberhirten mit ihren verbalen Rundumschlägen die katholische
Kirche nicht weiter in Misskredit brächten. Wer so formuliert, dem
geht es nicht um die Sache, sondern um den kurzfristigen Effekt.
Gerade diese Haltung aber trägt dazu bei, dass die Kirche von immer
weniger Menschen als wichtige Stimme in Fragen der Gesellschaft
wahrgenommen wird. Die Kirche muss ihre Botschaften besser erklären,
gerade weil sie oft unbequem und schwer vermittelbar sind. Deshalb
muss die Kirche auf die Menschen zugehen statt sie zu verprellen. In
Fragen der Sexualität, das hat etwa der Essener Bischof erkannt,
sollte die katholische Kirche ihre Position prüfen. Dies wird ein
langer Prozess, für den es Besonnenheit und Umsicht braucht. Und
keine wortgewaltige Polterei.
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