Alarm, Oma nähert sich dem Ausgang! Der Chip im
Schuh sendet Signale, die Antenne am Handgelenk meldet ihren
Standort, das System hat die Demenzkranke aufgespürt. Unsere spontane
Assoziationskette aber ist kurz und führt über „Fußfessel“ geradewegs
zu „Freiheitsberaubung“. Die erste Reaktion ist meist eine der
Abwehr: Wer Menschen überall und immer orten will, wer sie also
überwacht – kann der sie nicht gleich einsperren!? Wenn es an unsere
Selbstbestimmung geht, sind wir empfindlich. Doch wie schwer wiegt
die Selbstbestimmung eines Menschen gegenüber seiner Sicherheit und
der Sorge seiner Angehörigen? Und wie selbstbestimmt ist überhaupt
ein Demenzkranker, der fort will, aber nicht weiß, wohin? Der ohne
Mantel und Medizin hilflos durch die Kälte irrt und nicht mal ahnt,
dass er Hilfe benötigt? Da steht die mindestens entwürdigende
Situation eines Menschen gegen seine Würde, mit der manche Juristen
gegen den Mini-Sender argumentieren. Maßvoll und menschlich
angewendet, kann ein Chip mehr Schutz bedeuten. Und sogar mehr
Freiheit: Denn wer nicht weglaufen kann, muss gar nicht nicht erst
unter Dauer-Beobachtung leben, schon gar nicht in einer geschlossenen
Abteilung. Für den bedeutet der Sender im Socken, in der „Uhr“ oder
der Brosche nicht, eingesperrt zu sein. Sondern das Gegenteil.
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