WAZ: Eltern als Hilfslehrerüberfordert – Tröstet euch! Kommentar von Julia Emmrich

Elternumfragen gehen für viele überraschend aus. Für
Eltern selbst dagegen sind Leistungsdruck und Versagensangst keine so
wahnsinnig neuen Erkenntnisse. Dennoch lohnt sich der Blick auf zwei
Zahlen aus der gestern vorgelegten Emnid-Umfrage: 97 Prozent der
Eltern von Schulkindern halten sich für gute Eltern. 94 Prozent der
Eltern meinen, sich intensiv um den Schulerfolg ihrer Kinder kümmern
zu müssen. Macht zusammen fast hundert Prozent Mütter und Väter, die
leidenschaftlich nur das Beste wollen – und am Ende trotzdem oft
scheitern.

Weil das Kind zwar tolle Noten hat, aber schon in der zweiten
Klasse fragt, wann es denn mal wieder ein paar Stunden zum Spielen
bekommt. Oder weil es zu Hause an Zeit, Kraft oder Bildung fehlt für
die Errichtung einer Ergänzungsschule am Wohnzimmertisch.

Unter Eltern kursiert jedoch neuerdings ein tröstlicher Gedanke:
Kinder, die jetzt in die Schule kommen, treffen in ein, zwei
Jahrzehnten auf einen Arbeitsmarkt, der so hungrig nach halbwegs
fähigen Absolventen sein wird, dass auch ein mittelmäßiger, aber
dafür lebenskluger Schüler bestimmt unterkommt. Einer, der als
Schulkind viel Zeit zum Spielen hatte.

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