WAZ: Ende einerÄra. Kommentar von Jürgen Overkott

Zwei Silberrücken und ein Problem: Sat.1-Spötter
Harald Schmidt und ARD-Plauderer Thomas Gottschalk haben einen großen
Namen, und dennoch bespaßen sie seit geraumer Zeit ein kleines
Publikum. Während beim Ersten neun Intendanten zehn Meinungen zu
Gottschalks Quoten-Krise haben, hat Sat.1 die Nerven schon verloren.
Der Privatsender setzt seinen besten Mann im Mai vor die Studiotür.
Mit dem Aus für Harald Schmidt endet eine Ära. Der Late-Night-Talker
hat US-Vorbilder wie David Letterman und Jay Leno gesehen, er hat sie
sogar verstanden. Schmidt verpasste ihrem Konzept einen deutschen
Akzent. Er wirkte nie wie eine Kopie; in Deutschland gilt der
Spottvater mit Tempo, Witz und Biss zu Recht als Original. Stellt
sich die Frage, warum das Publikum nicht mitzog. Falscher Sender,
falscher Sendeplatz – oder hat sich die Gattung spätabendlicher
Lästerei nach 17 Jahren schlicht überlebt? So sehr Schmidts Aus zu
bedauern ist, so sehr ist Gottschalk Glück zu wünschen. Aus einem
simplen Grund: Am Vorabend liegt er den Gebührenzahlern nicht auf der
Tasche. Sein Honorar stammt aus dem Werbe-Etat.

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