WAZ: Es kann eng werden. Kommentar von Dirk Hautkapp

Beim Bekanntheitsgrad rangiert Klaus Ernst in den
„Top Ten“ der Spitzenpolitiker der Linkspartei auf Platz acht. Nur
knapp 30 Prozent der Deutschen kennen laut einer aktuellen Umfrage
den Gewerkschafter aus Schweinfurt, dagegen 90 Prozent Oskar
Lafontaine und Gregor Gysi.

Dieses Missverhältnis wird sich sehr bald legen. Zum Leidwesen der
Linken und des Parteivorsitzenden selbst. Strafrechtliche
Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und des Betruges zu
Lasten der Steuerzahler und ein hässlicher Raffke-Anschein bringen
Ernst in die Bredouille. Für einen Spitzenpolitiker, der mit Furor
gern den Robin Hood gibt („Reichtum begrenzen“), kann es
brandgefährlich werden, wenn auf Dauer keine Einheit von Wort und Tat
zu erkennen ist.

Die Solidaritätsbekundungen der verunsicherten Linken-Spitze
klangen gestern seltsam pflichtschuldig. Wie soll man auch Wählern
und Mitgliedern erklären, dass eine Vorsitzende (Gesine Lötzsch) den
anspruchsvollen Job als Ehrenamt begreift, Ernst hingegen dafür
(neben anderen Einkünften) 3500 Euro im Monat beansprucht?

Aus dem Schlamassel führt nur ein Weg: Ernst muss auf das Zubrot
aus der Parteikasse verzichten und die Kosten für nicht eindeutig mit
seinem Bundestagsmandat erklärbare Flüge zügig erstatten. Sonst wird
es wirklich – ernst.

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