WAZ: Früher einschreiten. Kommentar von Thomas Mader

Die größte Razzia gegen Rechts. Konsequenter
Ermittlungsdruck. Entschlossene Ahndung. Natürlich stellt
Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Ermittlungen gegen die
Neonazi-Gruppe „Freundeskreis Rade“ als Erfolg dar. Dabei ist die
Razzia allenfalls eine Reparaturmaßnahme. Da hat ein Staatsanwalt
gerade rechtzeitig noch die Reißleine gezogen.

Wie kann es sein, dass eine Gruppe halbstarker Neonazis, nicht
mehr als eine Schulklasse, fast eineinhalb Jahre lang Mitbürger
zusammenschlägt und einschüchtert? In Radevormwald, das 22 500
Einwohner zählt?

Es kann nur eine Antwort geben. Die Polizei hat versagt. Hat
vielleicht das Problem nicht erkannt, vielleicht ein Auge zugedrückt,
vielleicht nur Dienst nach Vorschrift gemacht. Es gab ja rund dreißig
Anzeigen. Jede einzelne hätte längst Konsequenzen haben können. Es
muss nicht länger als ein Jahr dauern, bis recht simple Gewalttaten
zu Festnahmen und Prozessen führen – so wie es nun nachgeholt wurde.
Allein die Illusion von Stärke macht die Nazi-Gruppen so attraktiv
für jugendliche Mitläufer.

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