WAZ: Geld oder Liebe, verehrter Raúl? Kommentar von Ulrich Reitz

Ganz am Anfang, da hatten die Schalke-Fans Fragen an
Raúl: Kommt da ein womöglich abgehalfterter Legionär? Tanzt auf dem
Rasen jetzt eine teamunfähige, selbstverliebte Primadonna?

Raúl hat die Fragen beantwortet. Schnell war klar: Der will
wirklich nur eins: Fußball spielen, und das meisterlich. Da ist einer
gekommen, der sich reinhängt. Einer für alle. Dafür haben die
Schalker Fans ihm alles gegeben, ihren Respekt und ihre Verehrung.
Sie haben Raúl spüren lassen, dass er so ist, wie sie sich einen
Schalker wünschen. Rauuuuuul, das wurde zum Fan-Klassiker nach dem
Spiel. Regelmäßige Gänsehaut-Momente. Selbst, dass er nach Düsseldorf
zog, haben sie ihm nachgesehen.

Jetzt wünschen sie ihm alles Gute, die dankbaren Fans. Aber was
denken sie morgen, übermorgen? Wir waren ihm treu. Und er – wie hat
er unsere Treue vergolten? Und dann: Raúl ist 34 Jahre alt und
verfügt über ein wohl dreistelliges Millionenkonto. Weshalb im
sportlichen Sonnenuntergang noch mehr Geld wollen, wenn man doch so
viel Liebe haben kann?

Dass Raúl nun geht und Schalke ihn auch nicht hielt, liegt das
einfach nur an der routinemäßigen Einübung der kalten
Branchen-Gesetze? Es gibt noch hoffnungslose Romantiker. Solche, die
sich verwundert fragen, was Manuel Neuer da treibt. Mit dem falschen
Trikot an.

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