WAZ: In unsauberer Gesellschaft. Kommentar von Walter Brühl

Diese Frage ist wirklich eine schwierige: Wann hat
es eigentlich zuletzt einen „sauberen“ Sieger der Tour de France
gegeben? Nach dem eindeutig des Dopings überführten und auch
disqualifizierten Floyd Landis (2006), dem geständigen Bjarne Riis
(1996), den schwer verdächtigen Lance Armstrong (1999 – 2005) und Jan
Ullrich (1997) sitzt nun auch Alberto Contador (2007, 2009, 2010) auf
der imaginären Anklagebank. Zwischendurch gab“s noch Siege von Carlos
Sastre (2008) und Marco Pantani (1998) – eine „weiße Weste“ hat
keiner von ihnen aufzuweisen. Und wer weiß, was alles ans Tageslicht
käme, würde man noch tiefer in der Vergangenheit graben.

Nein, es kann niemanden mehr überraschen, geschweige denn
erschüttern, wenn mal wieder einer der Tour- „Helden“ überführt wird.
Inzwischen reicht es längst, die Tour zu gewinnen, um sich verdächtig
zu machen. Das ist schlimm für dieses einst so bewunderte
Sport-Ereignis. Aber zuzuschreiben haben es sich die Beteiligten
selbst: Fahrer, Pfleger, Ärzte, sportliche Leiter, Veranstalter,
Verbände, Medien. Und die Fans, die trotzdem alle Jahre wieder an
Frankreichs Straßen stehen und feiern.

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