Ist die französische Justiz wirklich unabhängig?
Diese Frage drängt sich nicht erst nach dem aktuellen
„Concorde“-Urteil auf. Sie muss – leider nicht selten – mit einem
verstörenden „Nein“ beantwortet werden.
Bei allem Respekt für die großartigen demokratischen
Errungenschaften des Landes: Sobald das nationale Ansehen auf dem
Spiel steht, scheint es die sonst so unnachgiebige französische
Justiz mit der Wahrheitsfindung nicht mehr sehr genau zu nehmen. Die
schlichte Erkenntnis, die sich aus dem schrägen Concorde-Urteil
ziehen lässt, lautet: Der Zweck heiligt offenbar die Mittel. Um
Schaden von der nationalen Luftfahrt abzuwenden, sucht man sich eben
andere Schuldige – in diesem Fall Continental.
Für Air France wie für Airbus gelten besonders vorteilhafte
Spielregeln. Anstatt von sich aus Pannen rigoros aufzuklären, hüllt
man sich dort lieber in eine watteweiche Wolke. In dieses Bild passt
auch, dass die Absturzursache des Air-France-Flugs Rio-Paris weiter
nebulös ist. Konsequenzen wurden erst gezogen, als es zu spät war.
Die Passagiere haben für so viel Eitelkeiten und Privilegien kein
Verständnis. Sie wollen nur eines: sicher fliegen und ankommen.
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