WAZ: Keine Panik. Kommentar von Angelika Wölk

Die Gründung eines Arbeitskreises der „Laizisten in
der SPD“ ist kein Hinweis auf den Untergang des christlichen
Abendlandes. Genau genommen ist es nicht einmal eine Überraschung.
Schließlich war die SPD bis in die 50er-Jahre äußerst
kirchen-kritisch. Von August Bebel, dem Mitbegründer der Partei, ist
der Satz überliefert: Christentum und Sozialismus verhalten sich wie
Feuer und Wasser. Geändert hat sich das erst mit dem Godesberger
Programm der SPD – sonst hätten Politiker wie Georg Leber
(katholisch) oder Gustav Heinemann und Johannes Rau (beide
Protestanten) ihren Weg zur SPD wohl schwer gefunden.

Heute schließlich sieht das Bild ganz anders aus. Nicht nur CDU,
auch SPD und FDP pflegen längst gute Kontakte zu den Kirchen. Und das
nicht (nur) aus purer Glaubensüberzeugung. Sie verstärken damit auch
ihr Selbstverständnis als Volkspartei. Daher dürften die Chancen der
„Laizisten“, als offizieller Arbeitskreis vom Parteivorstand
anerkannt zu werden, eher gering sein.

Überraschend ist diese Gründung also nicht. Eine neue Entwicklung
ist hingegen, dass Laizisten wie Atheisten nicht mehr verschüchtert,
sondern offen und laut ihre Überzeugung öffentlich vertreten. Recht
so.

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