Die Klage ist nicht neu: Frauen in Deutschland – vor
allem die gut ausgebildeten – entscheiden sich viel zu selten für ein
Kind. In Sachen „Geburtenrate“ steht die Bundesrepublik europaweit
hinten. Auch der gesetzliche Mutterschutz von 14 Wochen ist kein
Glanzlicht: Außer bei uns ist er nur noch im Zwergstaat Malta so
kurz. Auch die bezahlte Elternzeit ist anderen Ländern mehr wert als
uns. In den Anfängen ging es beim Mutterschutz darum, schwangere
Frauen vor unzumutbaren Belastungen durch giftige Werkstoffe,
Wechselschichten oder extrem anstrengende körperliche Arbeiten zu
schützen. Heute weiß man, dass nicht nur körperliche Unversehrtheit
wichtig ist dafür, dass ein Kind gut gedeiht. In den ersten Monaten
des Lebens entwickelt ein Kind jenes Urvertrauen, das unabdingbar ist
für ein Leben voller Zuversicht und Selbstvertrauen. Vermitteln
können dies am besten Eltern, die sich in dieser aufregenden Zeit
selbst gut versorgt wissen. Jetzt geht es darum, diese Zeit der
100-Prozent-Absicherung um vier bis sechs Wochen zu verlängern.
Natürlich kostet das Geld, nicht zu knapp. Gezahlt wird es jedoch
nicht von dem einzelnen Unternehmen, sondern von allen Betrieben im
Land. Und jeder davon setzt auf klugen, tatkräftigen Nachwuchs für
die Zukunft. Den zum Nulltarif zu bekommen, ist ein verständlicher
Wunsch, der aber unrealistisch ist.
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