WAZ: Kinder schlagen Alarm. Kommentar von Julia Emmrich

Kinder quälen Kinder. Auf dem Schulhof, in der
Umkleidekabine, auf dem Nachhauseweg. Es geht um die Hackordnung in
der Klasse, um die Meinungsführerschaft in der Clique. Es geht um die
größte Klappe, um Macht und Demütigung.

Manchmal wächst sich die Quälerei zu Mobbing aus, manchmal
beruhigt sich die Sache von selbst wieder.

Aber der Kleinkrieg der Kinder hinterlässt Spuren bei den
Unterlegenen. Und fast jedes Kind ist irgendwann einmal das
Unterlegene. „Ich wünsche mir, dass Kinder nicht so gemein zueinander
sind“, sagen drei von vier Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren.
Vor fünf Jahren waren es deutlich weniger. Die Lage auf den
Schulhöfen ist nicht besser geworden. Zwar gibt es in den meisten
Schulen Streitschlichter, Patenschaften mit älteren Schülern,
Verhaltensverträge und vieles mehr. Doch welche Grundschülerin hat so
viel Mumm und aktiviert das offizielle Helfersystem, um sich gegen
die Oberzicken in der Klasse oder in der Siedlung zu wehren?

Richtig: Es gab immer schon gemeine Kinder. Aber gerade deshalb
schlagen die Kinder in der Umfrage nun Alarm. Sie haben das Gefühl:
Es werden mehr.

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