WAZ: Kritik an FDP-Chef Westerwelle –
Rückzug keine Lösung
– Kommentar von Dirk Hautka

Guido Westerwelle soll also ein Opfer bringen, um
den übellaunigen Gott der Umfragen zu besänftigen. Er soll den
Parteivorsitz in andere Hände legen. Und sich als Außenminister um
die Rettung der Welt kümmern. Wenn es nur so einfach wäre. Die vom
weithin unbekannten Saar-Generalsekretär der FDP stammende Forderung
nach Machtteilung im Führerhaus der Liberalen ist nur ein Zeichen von
Ratlosigkeit und Verwirrung. Genauso wie die Dankbarkeit und Treue
derjenigen, die den akut unter Atemnot leidenden Expeditionsleiter
Westerwelle nicht von jenem Berg schubsen wollen, auf die er die
Liberalen im Herbst 2009 geführt hat. Gewiss, der Rücktritt eines
Parteichefs in prekärer Lage kann im besten Fall kurz neue Kräfte
freisetzen. Die Lösung grundlegender Probleme ist er nie. Westerwelle
ist nicht allein verantwortlich dafür, dass die FDP gerade ihr
politisches Existenzminimum verspielt. Die törichte Verengung auf das
Dogma der Möchtegern-Steuersenker-Partei hat bei den Liberalen viele
Väter und Mütter. Sie sollten sich bekennen. Und programmatisch
gegensteuern. Der Sturz des Vorsitzenden erledigt sich von selbst –
wenn im Frühjahr die Landtagswahlen für die FDP böse ausgehen
sollten.

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