Ist es das Wetter? Die bessere Konjunktur? Oder
haben wir Verkehrsteilnehmer doch nicht dazugelernt, rasen wir,
drängeln wir, nehmen wir die Vorfahrt wie früher?
In einer spektakulären Erfolgsstory sind die Zahlen der
Verkehrsopfer vierzig Jahre bergab gegangen. 21 000 starben
1979 auf den Straßen. 3600 waren es im letzten Jahr. Jetzt kippt der
Trend. Dramatisch steigen die Todesraten binnen Jahresfrist. 50
Prozent mehr Todesopfer unter den Fußgängern in NRW sind kein Zufall,
sondern ein Skandal.
Es fragt sich, wer ihn auslöst. Viel spricht für eine zunehmende
Verwundbarkeit in den Städten. Fußgänger haben vielleicht geglaubt,
mit den Verkehrsberuhigungen der Vergangenheit Lebensraum
zurückerobert zu haben. Radfahrer freuten sich über neue Reviere. Die
scheinbare Freiheit machte unvorsichtig. Denn das Auto ist und bleibt
das starke Element. Es hat die dickere Haut, den Fahrer, der sich
unverwundbar fühlt. Wir haben simple Wahrheiten nur verdrängt.
Der neue Kurs der NRW-Polizei, der mehr Kontrollen bedeutet, wird
sicher das Bewusstsein nicht verändern können. Aber vielleicht kann
er abschrecken. Beim Kampf gegen Promille am Steuer hat das geholfen.
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