WAZ: Nur Zeit gewonnen. Kommentar von Dirk Hautkapp

Gemessen an der von Israel angezettelten Debatte
über eine militärische Lösung des Problems ist das Resultat von
Istanbul erfreulich. Iran und der Westen reden wieder miteinander.
Wer redet, schießt nicht.

Im Nervenkrieg um das iranische Atomprogramm haben sich auf beiden
Seiten erneut wieder jene durchgesetzt, die Zeit gewinnen wollen –
anstatt Klarheit zu schaffen. Ob es diese Klarheit nach dem 23. Mai
geben wird, wenn die Verhandlungsführer in Bagdad ans Eingemachte
gehen, ist offen. Skepsis ist berechtigt. Zu oft hat Teheran links
ein Einlenken angeboten und ist rechts mit einer sturen
Weiter-so-Taktik vorbeigezogen. Dass der Iran den 100-prozentigen
Einblick in sein angeblich rein ziviles Atomprogramm gewähren wird,
dass er Uran-Bestände als vertrauensbildende Maßnahme befristet außer
Landes schafft, erscheint aber fraglich. Teheran hat vor allem eines
im Sinn: die komplette Aufhebung, mindestens aber die Abmilderung der
harten Wirtschaftssanktionen. Sein undurchsichtiges Atomprogramm will
das Regime dafür nicht auf dem Silbertablett servieren. Das ist und
bleibt der Knackpunkt.

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