WAZ: Nutzlose Vorschrift. Kommentar von Theo Schumacher

Fußball ist, wenn die Interessen behinderter
Menschen berührt sind, keine isolierte Veranstaltung. In den Stadien
spiegeln sich Bedürfnisse wider, die überall im Alltag auftreten. Wie
weit gesetzlich fixierter Anspruch und Realität auseinanderklaffen
können, zeigt das Beispiel Rollstuhl-fahrender Fans: aus einer gut
gemeinten Verordnung, die Hunderte von Zuschauerplätzen verlangt,
wird blanke Utopie, weil sie nicht umsetzbar ist. Was bleibt, ist
Frust bei den Betroffenen.

Die Gesellschaft ist für die Anliegen von Behinderten sensibler
geworden, wenn es auch zu langsam vorangeht. Die Entwicklung hat vor
dem Fußball nicht haltgemacht. Die Profi-Clubs öffnen sich
allmählich, beschäftigen Fanbeauftragte für Behinderte. Aber sie
agieren auch in einem Spannungsfeld, wo sie Auflagen des
Gesetzgebers, eigene wirtschaftliche Interessen und begrenzte
bauliche Möglichkeiten auf einen Nenner bringen müssen. Das ist nicht
so einfach.

Probleme lassen sich nur im verbindlichen Dialog lösen. Dabei wird
es für beide Seiten – Behinderten-Verbände und Vereine – nicht ohne
Kompromisse gehen. Das Ergebnis kann aber mehr wert sein als jede
nutzlose Vorschrift.

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