WAZ: Rechtskunde-Unterricht –
Schuleöffnet sich
– Kommentar von Tobias Blasius

Einige der ideologischen Grabenkämpfe der siebziger
Jahre scheinen in der Schulpolitik dann doch überwunden. Wer für ein
Pflichtfach Wirtschaft eintritt, muss sich nicht mehr als
Erfüllungsgehilfe des Großkapitals beschimpfen lassen. Wer
Rechtskunde von Richtern erteilen lässt, stellt heute keineswegs die
Autonomie des Systems Schule infrage. Wer Medienkompetenz im
allgemeinen Fächerkanon wünscht, gilt längst nicht mehr als Jünger
flüchtiger Internet-Moden. Viele Forderungen nach Zusatzangeboten
haben heute ihre unbestrittene Berechtigung. Ein Schulsystem, das
handlungsorientiertes Wissen vermitteln will, hat sich längst stärker
der Gesellschaft geöffnet, als langlebige Lehrer-Klischees das
wahrhaben wollen. Selbst wenn Lehrpläne mit immer rasanteren
Entwicklungen nur schwer Schritt halten können. Ärgerlicher ist
vielmehr, dass jedes Bundesland, beinahe jede Stadt und jede Schule
allmählich ihr eigenes bildungspolitisches Süppchen kocht. Wenn
Leidenschaft, Experimentierfreude und Einstellung einzelner Politiker
oder Schulleiter über das Bildungsangebot vor Ort entscheiden, droht
ein verlässlicher Rahmen für Eltern und Schüler verloren zu gehen.

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