WAZ: Stimmungsfragen. Kommentar von Miguel Sanches

Bei Forsa hat man den Eindruck, dass im
Wochenrhythmus – wie praktisch – eine neue These demoskopisch
erhärtet wird. Kaum war die SPD wie Phönix aus der Asche wieder da,
wurde sie bald von den Grünen überholt. Jetzt ist die Union im
Abwärtstrend. Und wenn es so weiter geht, ist die FDP bald eine
Stimme aus dem Jenseits. Forsa sieht sie bloß bei vier Prozent.

Es sind Stimmungen, mehr oder weniger reell. Auf einen
Prozentpunkt rauf oder run-ter kommt es nicht an. Halten wir uns an
das, was auch ohne die Scheingenauigkeit von Forsa offensichtlich
ist. Erstens, das bürgerliche Publikum ist hoch verunsichert. Das
zeigt sich in Hamburg (Schule), in der Sarrazin-Debatte, in
Reaktionen auf Wulffs Integrationsrede und beim Protest gegen
Stuttgart 21. Zweitens, die Grünen sind die akzeptabelsten Verwalter
von Ärger, Wut und Frust. Die Linke ist vielen nicht geheuer, und die
SPD hat zu lange regiert, um jetzt „haltet den Dieb“ zu rufen.
Drittens, mit ihrem „Herbst der Entscheidung“ imponiert Angela Merkel
nur sich selbst. Es wird seine Zeit brauchen, bis die Union die
Glaubwürdigkeitskrise überstanden hat. Aber: Merkel wird
zurückkehren. Auch für die flotte These wird Forsa den Beweis
erbringen. Wie bestellt.

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