WAZ: Todesstrafe für Teresa Lewis – Absurd. Kommentar von Christopher Onkelbach

Ob eine Frau oder ein Mann hingerichtet wird, spielt
zwar für das öffentliche Interesse an diesem Fall eine Rolle, nicht
aber, wenn es grundsätzlich um die Todesstrafe geht. Abgesehen von
den Details dieses Falles und der offensichtlich geminderten
Intelligenz der Verurteilten; abgesehen auch von der keineswegs
entschiedenen Frage, ob ein Staat einen Menschen töten darf: Die
Todesstrafe ist und bleibt eine Absurdität. Jemandem das Leben zu
nehmen ist in dem Augenblick keine Strafe mehr, in dem der Mensch
gestorben ist. Der Tod ist für einen Toten keine Strafe.

Wenn es also dem richtenden Staat nicht um die Einsicht des
Täters, um sein glaubwürdiges Bereuen und auch nicht das Strafen
gehen kann, warum hält er an den Hinrichtungen fest? Es bleiben zwei
Motive: Abschreckung und Rache.

Die Abschreckung durch die Todesstrafe hat die Zahl der Morde nie
ernsthaft senken können. Aus pädagogischen Gründen Mörder zu töten,
um zukünftige Mörder zu warnen, ist eine mehr als fragwürdige
Strategie. Bleibt die Rache. Und dies ist das denkbar schlechteste
Motiv für einen Staat, der von sich behauptet, auf der Grundlage von
Recht und Gesetz zu handeln. Es ist daher Zeit, das staatliche Töten
zu ächten, weltweit.

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