Deutlicher kann man einem unerwünschten Gast nicht
die Tür weisen. Mit seiner Aufforderung, Amerika möge bereits im
nächsten Jahr Afghanistans Sicherheit allein in afghanische Hände
legen, hat Präsident Karsai eine gefährliche Dynamik in Gang gesetzt.
Seine Motive sind undurchsichtig und von kurzfristigen Vorteilen in
der innerafghanischen Debatte geprägt.
Alle Beteuerungen von US-Präsident Obama und seiner westlichen
Verbündeten, wie vereinbart bis 2014 das Feld zu bestellen und Armee
und Polizei am Hindukusch hinreichend ausbilden zu lassen und dann
geordnet abzuziehen, sind ab sofort Makulatur.
Für Obama im Wahljahr einerseits ist das eine innenpolitisch
populäre Steilvorlage, um das umzusetzen, was hinter den Kulissen
seit Wochen mit Blick auf die kriegsmüde Öffentlichkeit diskutiert
wird: ein zügiger Abmarsch aus einem verlorenen Krieg. Andererseits
birgt das neue Szenario große Gefahren. Die afghanischen
Sicherheitskräfte sind bei Weitem noch nicht in der Lage, dem Land
Stabilität zu geben und den zäh verlaufenden Staatsaufbau
abzusichern. Ob sie es je können, sei dahingestellt.
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