Man muss ja nicht jeder Umfrage glauben. Aber dass
sich die Piratenpartei auch in NRW im Aufwind befindet, ist selbst
für politische Normalverbraucher ohne prognostizierte Zahlen spürbar.
Für die Konkurrenz, die sie bei ihrer Entscheidung für Neuwahlen
nicht auf der Rechnung hatte, sind die Piraten zur unkalkulierbaren
Größe geworden. Die Wahl könnte spannender werden als es anfangs den
Anschein hatte.
Was den Zulauf zu der Partei ausmacht, weiß sie selbst nicht
genau. Herkömmliche Erklärungsmuster reichen nicht aus. Ihr
Spitzenpersonal ist unbekannt, ein Programm gab es bis gestern nicht,
sie wollen weder Regierung sein noch Opposition. Ein solches Profil
würde jede der „etablierten“ Parteien sofort aller Chancen berauben.
Für die Piraten gelten andere Gesetze. Doch auch sie müssen sich an
Inhalten messen lassen. Ihr Wahlprogramm, das sie in kurzer Zeit mit
viel Disziplin erarbeiten mussten, hat eine unübersehbare
Schwachstelle. Wer kleinere Schulklassen fordert, wer Bafög für alle
Studenten verlangt und mehr Polizisten auf der Straße will, der muss
auch sagen, wie all das bezahlt werden soll. Doch bisher droht das
Piratenschiff in der Finanzpolitik zu kentern.
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