WAZ: Was Kennedy und Brandt verbindet – Kommentar von Walter Bau

In dieser Woche jährt sich der Mord an John F.
Kennedy zum 50. Mal. Wenige Wochen später gibt es den 100. Geburtstag
Willy Brandts zu begehen. Zwei mediale Großereignisse für zwei
Persönlichkeiten, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum
sein könnten: Hier der amerikanische Sonnyboy der Politik, dort der
linke Melancholiker. Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten.

Der US-Präsident und der Bundeskanzler verkörperten, jeweils auf
ihre Weise, einen Typus Politiker, den viele Menschen in der
heutigen, von Sachzwängen und Formelkompromissen geprägten Politik
vermissen: den visionären Charismatiker, der die Menschen begeistert
und mitreißt. Beide waren sie zudem krasse Außenseiter, die sich
dennoch gegen einen schier übermächtigen Gegner durchsetzten. Sie
hatten keine Chance – und triumphierten am Ende doch.

John F. Kennedy, der Präsident, wurde nach knapp drei Jahren
ermordet. Willy Brandt, der Kanzler, kippte über einen Spion aus dem
Amt. Beide sind sie Unvollendete, von denen sich viele Menschen noch
viel erhofft hatten. Das ist der Stoff, aus dem Mythen sind.

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