Weser-Kurier: Kommentar zur Aufnahme afghanischer Hilfskräfte

Im Gegensatz zu NATO-Partnern wie Frankreich oder
Großbritannien, die allen afghanischen Mitarbeitern die Aufnahme
anbieten, setzt Deutschland nach wie vor auf eine Einzelfallprüfung.
(…) Das ist zwar die hohe Kunst der deutschen Vorgangsverwaltung –
doch die hat dazu geführt, dass eine Woche nach der offiziellen
Übergabe des deutschen Afghanistan-Hauptquartiers in Kundus an
einheimische Kräfte noch nicht einmal zehn Prozent der vorliegenden
Umsiedlungsanträge bewilligt worden sind. Angesichts der
Entschlossenheit der mit dem Abzug westlicher Streitkräfte immer
stärker werdenden Taliban, „Verräter“ und deren Familien zu töten,
ist „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ der falsche Weg. Jahrelang
haben die afghanischen Hilfskräfte für die Bundeswehr offenbar gute
Arbeit geleistet. Nun müssen sich Armee und Politik darauf besinnen,
dass für die Bundeswehr wie für jeden anderen Arbeitgeber die
Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter gilt. Auch am Hindukusch.
Gründlich überprüft werden können die Afghanen dann immer noch
später: im sicheren Deutschland, dessen Regeln sich die Zuwanderer
zuvor jedoch ohne Wenn und Aber unterwerfen müssen.

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